«Die KJ Bern sieht sich in der Tradition des Kommunistischen Jugendverbands der Schweiz (KJV) und ihren Vorgängerorganisationen» heisst es im Selbstverständnis der KJ Bern. Deshalb ist es wichtig einen Blick in die Vergangenheit zu wagen. Die Admins dieser Website haben den Vater des Logo der Kommunistischen Jugend Schweiz aus den 70er nach Sinn, Zweck und Ursprung des Logos gefragt. Das von Renée Lechleiter erschaffene Bild dient der KJ Tessin und Romandie immer noch als Logo – auch wenn leicht geändert. Denn anstelle des Schweizerkreuzes steht nun Hammer und Sichel.
Wie ist das Logo de KJV entstanden?
Die Gründung des KJV (1974), die Herausgabe der Zeitschrift «Magnet»
und die Schaffung des entsprechenden Logo ist eine Folge der
68er-Protetbewegung. Viele Mitglieder der Freien Jugend (FJS)
waren in ihr aktiv, und zusammen mit der Gründung der Jungen
Sektion der PdA setzte sich – zumindest in der Deutschschweiz – die
Ansicht durch, dass die Aufrechterhaltung einer eigenständigen
Jugendorganisation, die sich grundsätzlich gegen das kapitalistische
System und für die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft
einsetzt, nicht mehr notwendig sei. Dies erwis sich bald als falsch,
gilt es doch immer wieder neu auf die Sensibilität, Probleme und
Gedankenwelt von Jugendlichen einzugehen und sie an
gemeinsames politisches Handeln heranzuführen.
Zum Logo inspiriert wurde ich aufgrund eines längeren Aufenthaltes in
in Chile. 1970 hatte dort eine breite Linkskoalition, die Unidad Popular mit
Salvador Allende als Präsidentschaftskandidaten die Wahlen gewonnen
und so das Kapitel «friedlicher Weg zum Sozialismus» aufgeschlagen
(den heute die Bewegungen in Venezuela, Bolivien, Ecuador weiter-
verfolgen), und der auch unseren politischen Vorstellungen in der Schweiz
sehr nahe kam.
In Chile waren die Kulturschaffenden sehr stark in diese Aufbruchbewegung
involviert, so die Liedermacher (Victor Jara, Quilapayun, Inti Illimani),
Schriftsteller (Pablo Neruda), Maler (Matta) und Grafiker (Plakatkunst!).
Es entstand – in Anlehnung die grossen Muralisten in Mexico (Diego
Rivera, Orozco, Siqueiros) – neue Malbrigaden, welche in den Strassen
mit ihren Wandgemälden direkt, aktuell in die politische Auseinandersetzung
eingriffen. Die «Brigada Ramona Parra» (BRP) der Kommunistischen
Jugend (JJCC) schuf einen eigenen, frischen und plakativen Stil, der
bei den Leuten gut ankam.
Diese grafische «Sprache» haben wir aufgegriffen, setzten bewusst die
Dynamik und Kraft der Jugend (Mann und Frau zusammen) in den Vordergrund
(mit wehenden Haaren als Zeichen der Abkehr von überkommenen
Konventionen). Der fünfzackige Stern im Hintergrund steht als Symbol
für die Internationalität unseres Kampfes (in allen fünf Kontinenten);
wobei mit dem Schweizerkreuz darauf verwiesen werden soll, dass
wir den Kampf hier auf der Bais unserer nationalen Gegebenheiten,
unseres eigenständigen politischen Programms führen, das heisst
selbstköpfig und nicht von aussen «gesteuert».
Auf Hammer und Sichel haben wir bewusst verzichtet, weil wir in der
Schweiz die Schaffung einer breiten Koalition der Volkskräfte anstrebten
und nicht primär die Einheit Arbeiter-Bauer im Vordergrund steht, schon
gar nicht wenn es um jugendspezifische Fragen geht. Mit dem Logo
wollten wir Jugendliche für ein Mitmachen begeistern, ohne zum
Vornherein ein Bekenntnis zum Kommunismus, dessen Geschichte
und Symbolsprache abzuverlangen.
René Lechleiter
(Sekretariat des KJV von 1974 bis 1979)