Patricia D’Incau. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) verzeichnet für das Jahr 2015 einen Mitgliederrückgang von 0,6 Prozent. Die Unia kommt erstmals auf über 200 000 GewerkschafterInnen.
Die Schweizer Gewerkschaften machen rückwärts. Rund 360 000 Mitglieder zählte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) zum Ende des vergangenen Jahres. Dies sind rund 0,6 Prozent weniger als im Jahr 2014. Damit verzeichnet der Gewerkschafsbund bereits zum zweiten Mal in Folge ein Minus.
Ein Grund für die Mitgliederverluste sei der fortschreitende Strukturwandel in der Arbeitswelt, heißt es seitens der Gewerkschaften. So musste etwa die Unia in der Industriebranche an Mitgliedern einbüssen. Verluste, die sie jedoch in anderen Sektoren auffangen konnte: Mit einem Plus von rund 1 300 Mitgliedern gegenüber dem Vorjahr zählte die Unia Ende 2015 in ihren Reihen erstmals mehr als 200 000 GewerkschafterInnen. Zu verdanken sei dies unter anderem der Fokussierung auf den bisher schwach organisierten Dienstleistungssektor. «Letztes Jahr konnten wir in diesem Bereich um 3,8 Prozent zulegen», so Präsidentin Vania Alleva in der Unia-Zeitung work. Somit bleibt die Unia die grösste Massenorganisation der Schweiz und stellt rund zwei Drittel des SGB.
GAV-Politik gegen Mitgliederschwund
Die grosse Verliererin im Gewerkschaftsbund ist derweil die Syndicom. Zwar bleibt sie die drittgrösste Gewerkschaft innerhalb des SGB, setzt mit einem Verlust von rund 1 900 Mitgliedern den Abwärtstrend der vergangenen Jahre allerdings fort. Seit ihrer Entstehung durch eine Fusion zwischen der Comedia und der Gewerkschaft Kommunikation (GeKo) im Jahr 2010, hat sich die Gewerkschaft von rund 43 600 auf rund 37 500 Mitglieder verkleinert. Verluste gebe es vor allem im Bereich der grafischen Industrie, dort würde der Strukturwandel besonders stark um sich greifen, kommentiert die Gewerkschaft die aktuellen Zahlen. Um das Minus aufzufangen setze man unter anderem auf GAV-Politik. Einerseits, um «neue Felder zu erschließen», andererseits auch, um in bisherigen Branchen an Mitgliedern zu gewinnen. Etwa unter den Medienschaffenden in der Deutschschweiz und dem Tessin. Für sie existiert seit rund zwölf Jahren kein GAV mehr. Mit der aktuellen Kampagne «Medien-GAV jetzt» hofft Syndicom, dies zu ändern. Bisher ohne Erfolg: Der Verlegerverband blockiert weiter.
Der SGB vereint mit sechzehn angeschlossenen Verbänden rund die Hälfte aller organisierten Angestellten in der Schweiz. Der Organisierungsgrad lag Ende 2014 bei 19,9 Prozent der Beschäftigten.