
15 000 BauarbeiterInnen und GewerkschafterInnen demonstrierten in Zürich für die Erneuerung des Landesmantelvertrags (LMV), für besseren Schutz, gegen Lohndumping und für die Beibehaltung des Rentenalters mit 60. Die Blockade der BaumeisterInnen muss beendet werden.
Die Limmatufer Zürichs wurden am 27. Juni von einem Meer aus roten Fahnen und rot gekleideten Menschen umspült. Die Strassen erzitterten vom Lärm und Radau der demonstrierenden BauarbeiterInnen. «Unsere Einheit und unsere Entschlossenheit kann die Unternehmen zu Verbesserungen zwingen», meint ein Westschweizer Bauarbeiter. «Zusammen können wir es schaffen!» Die Stimmung ist kämpferisch, Wut ist spürbar. Denn die Arbeitsbedingungen auf dem Bau sind schlecht. «In Genf hatten wir erst letztens einen Unfall. Und immer wieder sterben Bauarbeiter auf den Baustellen», erzählt er weiter. «Wir dürfen das nicht normal finden. Die Patrons sitzen bequem im Warmen und entscheiden darüber, ob die Wetterbedingungen unsere Weiterarbeit erlauben oder nicht.»
«Angriff auf die Würde»
Seit Herbst letzten Jahres blockieren die BaumeisterInnen die Verhandlungen für einen neuen, besseren LMV. Und machen aus der Unia den Sündenbock: Die «Gewerkschaftschefs» würden sich weigern, eine «Vereinbarung mit dem Baumeisterverband zu unterzeichnen, die all dies bringt, was sie auf der Strasse lauthals fordern». Der Baumeisterverband bietet den Gewerkschaften scheinheilig «die Verlängerung des auslaufenden Landesmantelvertrags über 2015 hinaus» an; jedoch ist darin die Hauptforderung der BauarbeiterInnen gar nicht erhalten, nach der sie mit «Zeter und Mordio» schreien würden: das Rentenalter 60.
Unia-Bau-Chef Nico Lutz macht deren Bedeutung an der Demo deutlich: «Die Rente mit 60 ist etwas vom Wichtigsten für die Bauarbeiter. Damit können sie nach einem harten Leben mit Würde in Rente gehen, statt sich kaputt zu arbeiten oder entlassen zu werden. Wer die Rente mit 60 angreift, der greift die Würde der Bauarbeiter an. Vor mehr als zehn Jahren habt ihr gekämpft und gestreikt dafür. Und jetzt finden die Baumeister, ihr könnt auch länger arbeiten als 60?» Das Einzige, was die BauarbeiterInnen darauf erwidern könnten, ist: «Hände weg von der Rente mit 60. Wir werden für die Rente mit 60 kämpfen und wenn nötig auch streiken!»
«Dieselbe Situation»
Der Syna-Vertreter Ernst Zülle wiederholt die Drohung in gemässigteren Worten: «Weigern sich die Baumeister, mit uns zu verhandeln, werden die Baustellen still stehen. Hoffen wir aber auf die Vernunft der Baumeister. Syna und Unia werden zusammenhalten, heute und morgen!»
Die BauarbeiterInnen sind nicht die einzigen, die dem Angriff der ArbeitergeberInnen ausgesetzt sind. Die Unia-Leiterin des Sektors Gewerbe Bruna Campanello schildert die Situation für die SchreinerInnen, Malerinnen und Gipser: «Auch bei ihnen die gleiche Situation: Die Arbeitergeber weigern sich, mit ihnen zu verhandeln. Sie stecken den Kopf in den Sand und spielen auf Zeit.» Sie pocht auf Geschlossenheit: «Es gibt keinen Unterschied zwischen Bauarbeitern und Malern, Gipser und Schreiner. Unsere Situation ist dieselbe. Unsere Forderungen sind dieselben. Also muss unser Kampf derselbe sein. Nur solidarisch und geschlossen können wir bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erkämpfen.» Und Nico Lutz setzt zum Schluss eins obendrauf: Bei diesem Kampf geht es um «die Würde der Bauarbeiter und aller Arbeiterinnen und Arbeiter in diesem Land».