Über Monate im Voraus ist in Zürich eine intensive Werbung für das Musical-Spektakel «Miss Saigon» gelaufen, welches nun seit dem 28. November und bis zum 13. Januar in Zürich aufgeführt wird. Sogar ein Miss-Saigon-Tram kurvte durch die Strassen.
Die tragische Geschichte von Kim, welche im Krieg alles verloren hat und sich daher mit 17 Jahren gegen Ende des Vietnamkrieges in einer Bar mit Bordell in Saigon verkaufen muss, endet damit, dass sie sich den Todesschuss gibt,damit wenigstens ihr Sohn in die USA bleiben kann und dort ein besseres Leben haben soll. Die Liebesgeschichte mit dem Vater des Kindes, einem amerikanischen Soldaten, der Saigon mit dem letzten US-Hubschrauber verlässt und sie nicht mitnehmen kann, erinnert an jene der «Miss Butterfly» im Nachkriegs-Japan.
Kim ist in diesem Musical, welches nach Angaben der Veranstalter bereits 36 Millionen BesucherInnen begeisterte, die einzige vietnamesische Sympathieträgerin. Alle anderen sind mit einer Ausnahme gesichtslose oder gewalttätige «Vietkong». Diese Ausnahme ist ein Profiteur des Saigoner Regimes, die zwielichtige Figur von Kim’s Zuhälter. Ganz anders auf der US-Seite: Die Zerrissenheit von Chris, der Kim liebt, aber nach der Rückkehr aus dem Krieg doch eine US-Amerikanerin heiratet, weckt Mitgefühl – und auch die andern Leute aus Amerika sind freundliche Menschen. Das Programm, um GI-Kinder «heimzuholen», wird mit rührenden Kinderbildern angepriesen. Das alles ist nicht zufällig.
US-Geschichtsklitterung
Miss Saigon kam 1989 erstmals auf die Bühne. Ist dieses Musical Teil der von den USA stabsmässig vorbereiteten und mit 5 Millionen von Dollar jährlich ausgestatteten Kampagne, welche bis 2025 das Image des Vietnamkrieges im Denken und Fühlen der US-AmerikanerInnen säubern soll? Diese Vermutung ist naheliegend.
Mit Flugblättern der Vereinigung Schweiz-Vietnam stehen AktivistInnen vor den Vorstellungen jeweils vor dem Theater 11 in Zürich-Oerlikon. Darauf sind harte Fakten des Vietnam-Krieges zusammengefasst, und es ist zu lesen: «Die Bereitschaft in Vietnam, dem ehemaligen Kriegsfeind zu vergeben, ist beeindruckend gross. Doch vergeben heisst nicht vergessen, nicht vergessen, wie es wirklich war.» Mindestens jenen, die nach dem Flyer greifen, sollen die Fakten in Erinnerung gerufen werden – auch wenn die Direktion des Theaters 11 keine Freude hat an dieser Zugabe.
Wer sich angesprochen fühlt, bei der Verteilung der Flyer mitzumachen, ist gebeten über info@vsv-asv.ch oder 044 462 20 03 Kontakt aufzunehmen.