Der Amoklauf in Nähe Stuttgart ist korrekterweise weithin mit Schrecken und Bestürzung aufgenommen worden.
Das Leid der Angehörigen der Opfer muss sehr schmerzhaft und nicht leicht zu verarbeiten sein.
Umso grösser ist die Ratlosigkeit der Behörden im Zusammenhang mit der Frage wie zukünftig solche Taten verhindert werden könnten.
Sicherlich muss die Deutsche Regelung zur Aufbewahrung von Schusswaffen im Privaten genau geprüft und nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht werden.
Ein Verbot der Aufbewahrung von Munition am Wohnsitz wäre da zum Beispiel eine Möglichkeit das Risiko zu mindern.
Nichts desto Trotz greifen Politiker, Medien und Behörden einmal mehr zu Augenwischerei, indem sie das Vorhandensein von weitläufig gerne als «Killerspiele» bezeichneten Computerspiele in mehr oder weniger direkten Zusammenhang mit solchen Gewalttaten bringen.
Als aktuelles Schweizer Beispiel gilt der Fall um das Aupairmädchen Lucie, welches vor kurzem ermordet wurde. Auch hier haben Medien hervorgehoben, dass der Mörder neben Alkohol und Drogen solche «Killerspiele» konsumierte.
Zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Teilen der Welt verbringen einen gewissen Teil ihrer Freizeit mit ebensolchen Spielen – zunehmend auch Weibliche, wenn auch (noch) nicht in vergleichbarem Masse wie die Männlichen. Aus dieser Tatsache hat sich in den vergangenen Jahren auch in Europa eine ernstzunehmende Bewegung entwickelt, welche verschiedenste Computerspiele in einem sportlichen organisierten Rahmen ligen- und turniermässig austrägt. Diese so genannte electronic Sport Bewegung (kurz eSport) findet jedoch erst im fernen Osten wirklich massive Unterstützung. In Südkorea gibt es beispielsweise Fernsehsender, welche sich nur auf die Ausstrahlung von Matches verschiedener Genre und die Verbreitung aktueller Informationen aus dem eSport spezialisiert haben. Spieler und Spielergruppen (so genannte Clans) können dort je nach ihren Leistung mit Sponsoringverträgen und Anstellungen rechnen, welche Lebensunterhalts und -erhaltungskosten mehr als decken.
Wenn nun also diese Entwicklung, welche diese «Killerspiele» mit einschliesst, betrachtet wird und mit der Behauptung des direkten Einflusses auf Amokläufe in Verbindung setzt, so bleibt die Frage, wieso denn nicht viel häufiger und viel mehr solcher Taten geschehen und so entsteht die Gegenbehauptung, dass es sich bei diesen Argumenten um Augenwischerei
handelt.
Es stellt sich eher die Frage, ob nicht die grosse Aufmerksamkeit und gerade die Berichterstattung der Medien, für eine Häufung solcher Taten mitverantwortlich sind und ob eine Selbstzensur wie bei Suizidfällen nicht vielmehr bringen würde, als das Reduzieren auf ein weitverbreitetes Hobby?
Die «Killerspiele» müssen in diesen Fällen hinhalten, um uns eine tiefere Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft, dem Leistungs- und Profitdruck, dem zunehmenden Individualitäts- und Identitätsverlust unserer Jugend und der Machtlosigkeit unserer Regierungen, dieser vorwiegend durch wirtschaftlichen Interessen geprägten Entwicklung gegenüber, zu «ersparen». Ist es doch so viel einfacher einen schwarzen Peter, respektive eine schwarze Petra an die Wand zu malen und in gutem Glauben auf den nächsten solchen Fall zu warten, von dem man hofft er werde nun nicht mehr eintreffen.
Aus diesem Grund:
Nein zum Kampf gegen die «Killerspiele» und den eSport
Nein zum allgemein zunehmenden Profit- und Leistungsdruck
Nein zur kapitalistischen Gesellschaftsform!