Ökonomische Basis und gesellschaftlicher Überbau
„Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, dass die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaft ist; dass in jeder geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stände, sich danach richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen, nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderungen in der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche” (Engels, „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft”). Die Art und Weise der Herstellung und Handhabung der Produktionsinstrumente in der Urgesellschaft setzte noch keine differenzierte Arbeitsteilung, keine vielfach gegliederte gesellschaftliche Produktion voraus. Sie zwang den Menschen jedoch, um des Überlebens Willen in Horden zusammenzuleben. Grösseres Wild konnte mit den primitiven Jagdwaffen nur durch das Zusammenwirken einer Gruppe von Menschen erlegt werden. Die Höherentwicklung der Produktivkräfte, die Entwicklung einer gesellschaftlichen Arbeitsteilung und die allmähliche Steigerung der Produktivität der menschlichen Arbeit (Mehrprodukt) führten dann zu einer immer differenzierteren gesellschaftlichen Gliederung. Diese fand in einer ungleichen Verteilung der Güter zwischen den Menschen, in der Herausbildung des Privateigentums, in der Entstehung von Abhängigkeiten zwischen Menschen, in der Unterordnung der einen unter die anderen und schliesslich in der Spaltung der Gesellschaft in Klassen ihren Ausdruck. Die Sklaverei war ein notwendiges gesellschaftliches Produktionsverhältnis. Die Inangriffnahme grosser Produktionsvorhaben wie Bauwerke oder Bewässerungsanlagen lediglich mit Handarbeit und bei völligem Desinteresse der unmittelbaren Produzenten (da diesen aus dem Mehrprodukt kein Nutzen erwuchs) setzte die Kooperation grosser Massen von Arbeitern voraus, die durch schärfsten Zwang zusammengehalten wurden. Wieder andere Formen gegenseitiger gesellschaftlicher Beziehungen brachte die Art und Weise der bäuerlichen Arbeit im Mittelalter hervor: das Eigentum des Feudalherrn an Grund und Boden und dessen Bewirtschaftung durch Bauern, die den grössten Teil des erzeugten Mehrproduktes an die Feudalherren abzuliefern hatten. Vielfältig sind die Formen, in denen sich die kapitalistische Lohnarbeit, die Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Bourgeoisie, historisch herausbildete und in Erscheinung trat. Sie beruht einerseits auf dem Eigentum des Kapitalisten an den Produktionsmitteln und andererseits auf den Produzenten, welche lediglich über die eigene Arbeitskraft verfügen. Auch dieses Produktionsverhältnis entspricht einem bestimmten Entwicklungsstand der Produktivkräfte. Er findet insbesondere in der grossen Industrie Ausdruck und ist durch ein vielfach differenziertes System gesellschaftlicher Arbeitsteilungen, durch weit vorangetriebene Spezialisierung der menschlichen Arbeit und durch die Zusammenarbeit grosser Gruppen von Arbeitern im Massstab grosser Unternehmen gekennzeichnet.
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