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BauarbeiterInnen stimmen LMV zu

am 5. Januar 2019

Viel stand auf dem Spiel beim Landesmantelvertrag (LMV) des Bauhauptgewerbes. Am Ende hat die BauarbeiterInnenkonferenz der Gewerkschaft Unia dem Verhandlungsresultat fast einstimmig zugestimmt. Der Frontalangriff der Baumeister wurde abgewehrt, es gibt eine Lohnerhöhung, ein Sieg ist es trotzdem nicht. Eine Reportage.

Samstag, 15. Dezember, 8.00 Uhr, beim Treffpunkt am Hauptbahnhof in Zürich. Alle KollegInnen sammeln sich bei der roten Fahne der Gewerkschaft Unia. Es ist ein schöner, wenn auch kalter Morgen. Wir alle haben einen harten Arbeitskampf hinter uns und heute steht die Entscheidung an. Mit dem Zug fahren wir nach Bern. In Bern schliessen sich immer mehr Kumpels uns an. In der Nähe des Helvetiaplatzes fragt ein Passant auf Französisch: «Na sag mal, was ist denn hier los?» Ein Kollege aus Portugal antwortet: «Wir sind Bauarbeiter und mit der Gewerkschaft unterwegs. Die Patrons wollen uns nicht richtig zahlen und uns sogar noch länger arbeiten lassen!». Der Passant: «Das geht doch nicht! Ich wünsche euch viel Glück!»

Heftiger Arbeitskampf
Die Baukonferenz, sprich das Parlament der BauarbeiterInnen der Unia, beginnt. Zur Begrüssung wird allen Bauarbeitern gedankt, die sich dieses Jahr so stark engagiert haben. «Es war ein hartes Jahr», hält Nico Lutz, Leiter Sektor Bau, fest und fügt hinzu: «Ihr habt aber auch einen harten und gefährlichen Job! Jedes Jahr sterben 20 Kollegen bei der Arbeit. Um ihnen zu gedenken, legen wir eine Schweigeminute ein.» Alle stehen auf, Stille herrscht und mir bleibt die Luft weg. Sonst spielt man die Gefahr herunter oder ignoriert sie bei der Arbeit. Ich erinnere mich an den Sommer letzten Jahres, als sich auf Nachbarbaustelle eine Baggerschaufel löste und einen Familienvater erschlug. Keinen Monat später löste sich auf der gleichen Baustelle ein Bewährungseisen vom Kran und hat beinahe das Bein eines Arbeiters abgetrennt.
Nach den Wahlen der Tagesdelegierten kommt das Haupttraktandum an die Reihe: Der LMV. Blicken wir kurz zurück: Im Frühling lancierte der Baumeisterverband einen Frontalangriff auf den LMV des Bauhauptgewerbes, dem rund 80 000 ArbeiterInnen unterstehen. Die Rente mit 60, wurde angegriffen, die Löhne sollten gekürzt und die Arbeitszeit auf bis zu 12 Stunden pro Tag erhöht werden. Die Gewerkschaften antworteten mit einem heftigen Arbeitskampf, die den vorläufigen Höhepunkt mit den Streiks Anfang November hatte. Nach etlichen Verhandlungsrunden liegen die Resultate auf dem Tisch:
Die Frührente ist gesichert. Zwar bezahlen die BauarbeiterInnen im nächsten Jahr 0.5 und im übernächsten 0.25 Prozent mehr, doch sind alle bereit, diese Kosten für die älteren BaukollegInnen zu übernehmen.
Die Lohnerhöhung steht. 80 Franken Lohnerhöhung für jeweils 2019 und 2020. Das ist die erste richtige Lohnerhöhung seit gut zehn Jahren.
Die Flexibilisierung ist abgewehrt. Der 12-Stunden-Tag oder die 300 «Flexibelstunden», wie es die Baumeister gerne nennen, sind für die nächsten Jahre passé.
Die maximalen Überstunden pro Monat werden von 20 auf 25 Stunden erhöht.
Nach der anschliessenden Bilanz folgt die angeregte Diskussion. Als erstes geht ein junger Maurer aus Zürich ans Mikrofon: «In Österreich wurde vom Parlament der 12 Stundentag eingeführt, auch bei uns wollen die Bürgerlichen die Arbeitszeit flexibilisieren. Den Vorstoss zum 12-Stunden-Tag müssen wir in diesem Kontext betrachten. Überall soll flexibilisiert werden. Wir dürfen bei diesem Thema nicht nachgeben! Auch bei 15 Minuten am Tag ist die rote Linie überschritten!» Von einem anderen Kollegen wird kritisiert, dass die Lohnerhöhung bei weitem nicht ausreiche. Beides Kritiken, die mit grossem Applaus gewürdigt werden. Insgesamt kann die Freude am Gesamtpaket den Kollegen jedoch nicht genommen werden. Es herrscht Aufbruchsstimmung und das Gefühl von Erfolg. Viele appellieren dazu, den Vorschlag anzunehmen.

Welche Bilanz?

Es folgt die Abstimmung und plötzlich liegt eine spürbare Spannung in der Luft. Nicht, weil das Ergebnis unklar wäre, sondern, weil so viel auf dem Spiel steht. Wir haben hart gekämpft und es geht um die Zukunft von uns allen. «Wer den Vorschlag annehmen möchte, der hebe seine Stimmkarte.» Und wie es zu erwarten war wird der Vorschlag fast einstimmig angenommen. Erleichterung macht sich unter den Anwesenden breit. Lediglich eine Gegenstimme meldet sich. Die Kritik bezüglich der Flexibilisierung scheint nicht die benötigte Wirkung entfacht zu haben, auch wenn die Worte einige Gemüter berührt haben. Welche Bilanz kann gezogen werden? Der Widerstand hat sich trotz allem gelohnt. Die grössten Angriffe konnten also abgewehrt werden. Somit kann von einem Erfolg die Rede sein. Wichtig ist aber zu sehen, dass es kein Sieg ist. Der LMV hat sich für uns BauarbeiterInnen verschlechtert. Widerstand ist von Nöten, jetzt erst recht!

Was machen die Patrons?
Nico Lutz meldet sich zum Abschuss der Konferenz nochmals zu Wort: «Wir haben jetzt den Vorschlag angenommen, wie wir dies an den Verhandlungen versprochen haben. Der Baumeisterverband hat ebenfalls zugesagt, doch regt sich bei ihnen in breiten Kreisen Widerstand. Falls sie den Vorschlag ablehnen, dann werden wir streiken. Ab Januar auf den Fokusbaustellen und ab März bescheren wir denen einen Branchenstreik, wie es die Schweiz noch nie gesehen hat!»

Quelle: vorwärts-Zeitung

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