In Basel kam es nach einer Diskussion über das Logo und den Namen einer rassistischen Gugge zu einem Solidaritätsmarsch – mit der rassistischen Tradition. Dort konnten Nazis ungestört mit Blackface und Hassparolen mitmarschieren.
Die Basler Fasnachtstradition gehört wohl zu den bekanntesten und ältesten Traditionen der Schweiz. Alt ist auch die Gugge «Negro-Rhygass», denn sie besteht seit 60 Jahren. Zu diesem Anlass ist der Basler Bevölkerung klargeworden, was für ein rassistische Einstellung diese Gugge eigentlich hat. Auf dem Logo ist eine Zeichnung von einem schwarzen Mann, der einen Bastrock und einen Knochen im Haar trägt. Der Name und insbesondere das Logo der Gugge hatten im Nachgang des Sommerfests «E nätts Negro-Fest» eine scharfe Kontroverse in Basel ausgelöst. In den sozialen Medien gab es wütende Reaktionen (wobei es schon früher Aufrufe zur Namensänderung gab). Eine Person schrieb beispielsweise, «dass mit der Durchführung des Festes Rassismus und Kolonialismus öffentlich präsentiert und reproduziert werden». Dem rassistischen Teil der «FasnächtlerInnen» fiel nichts Besseres ein, als mit einem «Solidaritätsmarsch» für den Erhalt der diskriminierenden Fasnachtstraditionen zu protestieren. Es zogen rund 800 Personen für den Rassismus durch Basel. Es marschierten Menschen mit schwarz bemalten Gesichtern (sogenanntes Blackface), mit Schildern «Den bin i halt au rassistisch». Gegen den Marsch wurde eine antirassistische Demo organisiert, die sich den FasnächtlerInnen entgegenstellen wollte. Nicht ohne Grund, denn den FasnächtlerInnen schlossen sich, was vorhersehbar war, faschistische Gruppierungen an. In der Mitte des Zuges liefen mehrere offen bekennende Rechtsextreme im Takt einer Gugge mit. Einer trug ein T-Shirt des Neonazi-Labels H84U. «Fight Antifa» stand gross auf seiner Brust. Ein anderer trug die Zahl 88, für «Heil Hitler». Niemand schien sich an ihnen zu stören.
Zu stören schienen allerdings die Transparente, die von Demo-GegnerInnen auf der Marschroute angebracht wurden. «Kultur hangt an Respekt», hiess es etwa gegenüber des Kunstmuseums. Gruppen junger Männer machten daraufhin Jagd auf die Anti-Demo-Parolen, rissen die Transparente herunter, zerrissen sie, steckten sie in Abfalleimer.
Problem an der Wurzel packen
Der Marsch zur Wahrung von rassistischen Traditionen in Begleitung von aggressiven Nazis konnte praktisch ohne Polizeipräsenz ablaufen. Ein Glück, dass nichts Schlimmes passiert ist. Der Rassismus ist eine wichtige Stütze im System der herrschenden Klasse, das von ihnen gefördert und beschützt wird. Problematisch bei dieser Debatte war, dass das Problem nicht an den Wurzeln gepackt wurde. Viele Traditionen versuchen, ihre veralteten Umgangsformen und Phrasen zu bewahren, so wie auch der ewige Sexismus in solchen Fasnachtstradition weiter besteht. Dieses Problem kam in der Diskussion nicht zur Sprache.
Die strittige Gugge lehnt einen Namens- und Logowechsel ab. «Negro-Rhygass» ist sich einig, dass das Logo «den Verein in seiner heutigen Form repräsentieren und für seine Identität stehen soll», heisst es.
Seyhan, KJ Basel