Nach einigem Anlauf haben sich die jungen KommunistInnen der Schweiz zusammengeschlossen. Ein Gespräch mit Tarek. Aus der marxistischen Tageszeitung »junge Welt«.
Am vergangenen Wochenende haben sich verschiedene Sektionen der Kommunistischen Jugend in der Schweiz zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Vorige Anläufe das zu erreichen waren an politischen Differenzen der Gruppen gescheitert. Weshalb klappte die Vereinigung diesmal?
Zusammengeschlossen haben sich nun Sektionen der Deutschschweiz aus Zürich, Basel und Zug; aus der französischsprachigen Westschweiz sind es Gruppen aus Neuchâtel und Waadt. Die Sprachunterschiede sind dabei für uns natürlich ein Hindernis, wir müssen viel Übersetzungsarbeit leisten. Doch in verschiedenen Sitzungen haben wir gemeinsam die Statuten ausgearbeitet, im Zuge der Fusion entstand auch die Sektion in Basel. Es war uns allen wirklich ein Anliegen, dass es klappt, weshalb wir auch Kompromisse eingegangen sind. Wir brauchten eine gemeinsame Organisation. So können wir uns international mit kommunistischen Jugendorganisationen vernetzen, uns zu gesamtschweizerischen Themen äußern, in Kämpfe eingreifen und zusammen Kampagnen führen. Auf dem Gründungskongress kam etwa die Idee auf, eine Petition zu starten, um einen Mindestlohn für Lehrlinge zu fordern.
Im französischsprachigen Landesteil sind die Linken allgemein stärker, die kommunistische Partei der Arbeit, PdA, ist in einigen Orten in die Stadtregierungen eingebunden. In der Deutschschweiz spielt die Partei kaum eine Rolle, auch die Kommunistische Jugend ist hier schwach. Wie gehen Sie damit um?
In der West- wie in der Deutschschweiz geht es uns darum, durch die Aktivierung der Jugend letztlich die kommunistische Partei zu stärken, sie nach vorne zu bringen und mit ihr gemeinsam unser Ziel zu erreichen: den Sozialismus. Mit der Gründung der Kommunistischen Jugend Schweiz haben wir uns auch offiziell zur Jugendorganisation der PdA Schweiz erklärt. Was die Regierungsbeteiligungen der Partei in der Westschweiz angeht, sind wir in der Deutschschweiz natürlich skeptisch. Wir müssen in Zürich erleben, dass ein »Linksalternativer«, der das Polizeidepartement leitet, weiterhin Demonstrationen zerschlagen lässt. Die Regierungsbeteiligung ist allerdings eine Diskussion, die in der PdA geführt werden muss.
In der Deutschschweiz war das Verhältnis zwischen Jugend und Partei nicht immer gut, gerade in Zürich gab es starke Differenzen zwischen der für revisionistisch befundenen PdA und der angeblich linksradikalen Jugend. Wie geht man nun miteinander um?
Wir in Zürich gerieten in eine Schwächephase, als wir gänzlich unabhängig waren. Wir gingen in der Folge wieder auf die PdA zu, mittlerweile sind viele unserer Genossinnen und Genossen von damals in Leitungsfunktionen der Partei. Gemeinsam arbeiten wir derzeit an unserer Initiative »Sportstadt Züri«, mit der wir fordern, dass Schwimm- und Sportanlagen in der Stadt kostenlos werden. Denn die Eintrittspreise sind sehr hoch, gerade ärmere Familien spüren das und können sie sich teils nicht leisten. Diese Initiative bringt uns natürlich nicht den Sozialismus. Aber wir sind dadruch auf der Straße präsent, kommen mit den Leuten ins Gespräch, können sie auf unsere Werte und Ideale aufmerksam machen.
Trotzdem ist die Kommunistische Jugend doch eine sehr kleine Organisation mit wenigen Mitgliedern. Sie agiert zudem in einem Land, in dem es die starken und vergleichsweise sehr linken JungsozialistInnen, die Jusos, gibt. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl linker Gruppen mit kommunistischem Anspruch. Wo sehen Sie da noch Platz für Ihre Organisation?
Im Gegensatz zu den Jusos sind wir keine Sozialdemokraten. Sie fordern zwar die Überwindung des Kapitalismus, wollen aber von der Revolution nichts wissen. Wir haben hingegen eine wissenschaftliche, revolutionäre Ideologie, den Marxismus, als Grundlage. Auf der anderen Seite lehnen viele linksradikale Gruppen den Einsatz aller parlamentarischen Mittel völlig ab. Sie würden sich nicht zur Wahl stellen und auch die direktdemokratischen Instrumente der Schweiz, die Volksinitiativen, nicht nutzen. Das empfinde ich als sehr einschränkend. Wir wollen einen Mittelweg zwischen dem der Jusos und dieser vollständigen Verweigerung gehen, und wir möchten alle Mittel nutzen, um für den kommunistischen Kampf zu werben.