Reihenweise schliessen Modeunternehmen Filialen in der Schweiz und setzen die Beschäftigten vor die Türe. Kürzlich hat die Modekette Yendi 500 Arbeitende entlassen. Im Gegensatz dazu blüht der Online-Handel mit dem deutschen Konzern Zalando an der Spitze.
Die Modebranche in der Schweiz kriselt. Der Grosskonzern Migros «reorganisiert» seine Modeketten und baut 80 Stellen in der Globus-Zentrale in Spreitenbach (AG) ab; das Label Schild verschwindet. Laut Globus-Chef Thomas Herbert ist das grösste Problem die internationalen AnbieterInnen. Modeketten wie Zara, H&M und Mango kaufen dank grösserer Mengen ihre Waren günstiger ein und unterbieten damit die Schweizer Geschäfte, die daran zugrunde gehen.
Schwächelnde Schuhgeschäfte
Der Bekleidungskonzern Charles Vögele hat bereits seine dritte Entlassungsrunde bekannt gegeben: Anfang 2016 wurden 50 Vollzeitstellen in Pfäffikon (SZ) gestrichen, die Hälfte davon durch Entlassungen. Im Januar 2017 entliess der Modekonzern weitere 100 Arbeitende. Nun schockt Vögele erneut mit einer Massenentlassung von 100 Logistik-Mitarbeitenden in Pfäffikon und Freienbach (SZ). Im letzten Jahr sorgte die Schuhhandelskette Bata für Aufregung, nachdem sie alle Filialen in der Schweiz schliessen liess. Dabei wurden 175 VerkäuferInnen und alle Lehrlinge vor die Türe gesetzt. Pikant ist, dass die Inhaberfamilie Bata mit einem Vermögen von 3,2 Milliarden zu den 300 Reichsten der Schweiz gehört. Als Grund für die Schliessungen wurde der Konkurrent aus dem Internet, der deutsche Online-Händler Zalando, genannt. Während Schuhgeschäfte schwächeln, wächst der Schuhmarkt im Internet rasant – im Jahr 2015 sank der Umsatz der Schuhgeschäfte um 6,1 Prozent, hingegen legten die digitalen KonkurrentInnen um 15 Prozent zu. 2016 machte auch das Modegeschäft Blackout seine Filialen zu und nahm 380 Angestellten die Arbeit.
Die grösste Massenentlassung der Modebranche in diesem Jahr wurde von der Modekette Yendi verursacht. Der Konzern musste im April Konkurs einreichen. Angekündigt hatte sich der finanzielle Niedergang bereits dadurch, dass Mietverträge gekündigt und die meisten Läden nicht mehr aufgefüllt wurden. Yendi zählte gut 500 Angestellte und rund 100 Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz. Die 500 Angestellten sind nun arbeitslos. Die Löhne im April wurden nicht bezahlt. Die Yendi-Filialen sind mittlerweile allesamt geschlossen.
Schwierige Gewerkschaftsarbeit
Der Online-Händler Zalando konnte seinen Umsatz in der Schweiz auf über eine Milliarde Franken steigern und besitzt bereits einen Marktanteil von fünf Prozent des gesamten Modemarktes. In der Schweiz beschäftigt der Konzern keine Mitarbeitenden. Dafür würden «angestammte Geschäfte» verstärkt unter Druck geraten, schreibt der «Blick»: «In den letzten Jahren haben kleinere und grössere Mode-Detaillisten still und leise Stellen abgebaut.» Seit dem Markteintritt von Zalando ist die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz im Bereich Handel und Verkauf um 29 Prozent in die Höhe geschossen. Die 11 000 Beschäftigten von Zalando in Deutschland sehen sich dagegen miserablen Löhnen (10,12 Euro pro Stunde) und Schikanen durch das Unternehmen ausgesetzt. Eine Investigativreporterin berichtete, wie die Arbeitenden mit Stückzahl und Arbeitsfrequenz unter Druck gesetzt und ständig Diebstahlkontrollen durchgeführt würden. Um Bestellungen aus den Regalen zusammenzustellen, laufen die Beschäftigten täglich zwischen 15 und 20 Kilometern. Auch die Gewerkschaftsarbeit bei Zalando gestaltet sich schwierig. «Wir können keine Aktionen im Betrieb planen, weil die Menschen befristet beschäftigt sind und Gewerkschaft bei Zalando nicht gerne gesehen ist», erzählt Marlen Schröder von der deutschen Gewerkschaft Ver.di.