Gegen 14:00 Uhr gingen wir zur Kornhausbrücke, als uns 2 Jugendliche entgegen kamen und uns berichteten das gerade eine Gruppe Punks ohne Grund abgeführt wurde. So entschieden wir uns eine zweite Gruppe zur Aufklärung der Lage durch die Stadt zu schicken, darunter war auch ich. So zog ich meinen “Antifaschistische Aktion” Pullover aus und ging in einem neutralen T-Shirt und mit einem Genossen weiter.
Was uns dann auf dem Kornhausplatz erwartete, waren etwa 15 Polizei Kastenwagen und darum herum ca. 50 Polizisten. Also zogen wir Richtung Waisenhausplatz, wo uns in etwa, bis auf ein paar Polizisten mehr, das gleiche Bild erwartete.
Irgendwie mussten wir eine Route herausfinden, wo uns niemand entdecken konnte, dies stellte sich schwieriger an als erwartet, da zwischen dem Bahnhofplatz und dem Käfigturm ca. 20 Kastenwägen und Geländewägen standen.
So zogen wir Richtung Reitschule, dort wurden wir dann auch das erste mal kontrolliert. Ca. 15 Polizistinnen und Polizisten standen vor uns hin, verlangten Ausweise, danach kamen Fragen wie: Wo kommt ihr her? Wo wollt ihr hin? Was wollt ihr dort? Als alle Fragen (natürlich hatten wir diese schon vorher abgesprochen) beantwortet wurden, mussten wir unsere Taschen leeren. Als ein Beamter dann das PdA Feuerzeug sah, schaute mich dieser merkwürdig an, tat aber nicht weiter schwierig. Nach einer gründlichen Leibesvisitation und weiteren 5 Minuten warten (Die Polizisten besprachen noch, ob sie uns ein Weitergehverbot aussprechen möchten), durften wir dann ohne Verbot weiter gehen, wir wurden als „nicht gefährlich“ eingestuft.
Zurück auf der Kornhausbrücke entschieden wir uns ins Restaurante zurück zu gehen. Dort besprachen wir die Lage neu und entschieden uns ohne Vermummungsmaterial und ohne Transparent in die Stadt zu gehen.
Zu unserem Glück hatten wir die richtige Entscheidung getroffen, den schon beim Ryfflihof wurden wir von aggressiven Baslerpolizisten auf Leib und Seele kontrolliert, diesesmal mussten wir noch angeben wo wir wohnen und welchen Beruf wir ausüben.
Durch die Kontrolle kamen wir leider zu spät auf den Waisenhausplatz. Also standen wir plötzlich hinter der Polizei und vor den Demonstranten, zum Glück waren wir aber nicht die einzigen. Plötzlich standen bei uns weitere Genossen und Genossinnen mit einem Transparent und die Polizisten staunten nicht schlecht als sie plötzlich eingekesselt waren, nicht das letzte Mal an diesem Tag.
Hinter uns stand aber plötzlich eine Gruppe Faschisten, die sich aber innert kürzester Zeit verzog.
Die Polizei musste sich also umdrehen um sich auch gegen uns zu «verteidigen» und so strömmten plötzlich 1000 Menschen richtung Zytglogge, darunter viele Passanten, die von der Polizei getrieben wurden. In dieser Situation fanden wir zuerst keinen Ausweg und deshalb blieben wir einfach stehen und sahen wie ein Kameramann von einem Gummischrot getroffen wurde. Die Beamten sprangen an uns vorbei und wir standen wieder hinter der Polizei.
Beim Casinoplatz wurden alle eingekesselt (wir nicht), was die Polizei aber nicht bemerkte, auf dem Casinoplatz standen nur Passanten, die Demonstranten waren schon längst weiter unten. So konnten wir, mit einem Demozug vom Bärengraben her, die Polizei überraschen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir ca. 500-1000 Personen. Als uns die Polizei erblickte wurde sofort mit Gummischrot geschossen, wie so oft, auf Augenhöhe. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, ausser die Sandsteinwand. Unser Demozug lösste sich sofort auf und wir rannten in alle Richtungen, während die Polizei immer noch mit den Passanten auf dem Casinoplatz beschäftigt war.
Kurzum, wir gingen zurück richtung Waisenhausplatz, wo sich aber immer noch Beamte aufhielten. So versammelten wir uns beim Zytglogge wieder, auf dem Kornhausplatz war nun mehr kein Beamter zu sehen, nur ca. 15 Kastenwägen mit je einer Person drin. Diese wollten dann zum Casinoplatz fahren, wir liessen gerade mal ein Auto passieren, danach blockierten wir den Weg. Wir standen vor die Autos und taten wie nichts wäre. Während ein Genosse die Beifahrertür öffnete und mit einer Polizistin zu sprechen began, wurde der Kastenwagen von ein paar anderen ausgeräumt, es waren einige Souvenirs dabei.
Nach einiger Zeit marschierten vom Kornhausplatz her einige Polizisten auf, diese drängten ein Teil von uns Richtung Käfigturm, dabei haben die Beamten schon wieder einen Teil von uns beim Zytglogge vergessen und so blieb uns nur die Wahl hinter der Polizei her zu gehen. Und schon wieder waren ca. 50 Beamten eingekesselt.
Kurze Zeit später waren ca 200 Demonstranten zwischen dem Käfigturm und und Bahnhofplatz, die Polizei stand nun auf der Höhe des Geschäftes “Vatter”, die Lage wurde immer wie angespannter, da die Beamten nun von etwa 500 Demonstranten und 500 zusätzlichen Passanten eingekesselt wurden. Um die Stimmung ein bischen zu lockern, nahm ein französisch sprechender Genosse eine Gitarre in die Hand und stimmte “Bella Ciao” an. Ca. 1000 Passanten und Demonstranten sangen und klatschten zusammen, als sie der Demonstrationszug vom Bahnhofplatz her kommen mit den Händen klatschend in der Luft und singend langsam auf die Beamten zu liefen, plötzlich hörte man “Rüüückzug” und die Blauen Männchen flohen davon.
Nun war ein richtiges Fest, die Stimmung war gut, leider nur 5 Minuten, danach griffen einige Beamten ca. 20 hart durch, sie packten ein Mädchen (etwa 160cm gross und etwa 14-16 Jährig) zogen sie an den Haaren, pressten sie an den Boden, dies taten 3 männliche Polizisten. Natürlich war die Stimmung sofort agressiv und die Polizisten zogen ihren Kreis immer wie kleiner.
(Dazu gibt es auch ein Video auf Youtube: http://youtube.com/watch?v=WNiRsCOM2jE , ein zweites Video, wurde überrschanderweise von Youtube schon gelöscht.)
Nun haben die Polizisten beim Casinoplatz bemerkt, dass sie die Falschen einkesselten und zogen sich via Bundesplatz zum Hirschengraben zurück, dort warteten sie, bis wir mit dem Demozug (in diesem Moment ca. 1000 Personen) beim Bahnhofplatz waren, von da an wurden wir eingekesselt, vom Hirschengraben her kam das Ufo (der neue schöne Wasserwerfer, war sicher sehr teuer aber in der Stadt kaum nutzbar, da einfach zu gross für die Gassen), vom Käfigturm kam der alte Wasserwerfer, nun hatten wir den Salat, wir waren eingekesselt. Doch kein Grund zur Panik, auf dem Bahnhofplatz hatten wir mehr als genug möglichkeiten uns zu verstecken und so flog über uns Gummischrot herum, nur schade für die Polizei, dass sie sich gerade selbst abschoss.
Egal, wir standen auf und zogen weiter, und das Ufo verzog sich, wir rannten danach zum Hirschenplatz, wo ich und ein paar Genossen den Demozug verliessen. Danach machten wir es uns auf der Grossen Schanze gemütlich, bei einem verdienten “Fürabäbier”.