Etwa 200 bis 300 DemonstrantInnen fanden sich am 21. Januar an der diesjährigen Anti-WEF-Demonstration in Bern zusammen. Unter dem Motto „Stop reshaping capitalism – abort it“ sollte die Demo von der Heiliggeistkirche durch die Altstadt Bern gegen das Treffen der Mächtigen demonstrieren und auf die Politik der Herrschenden aufmerksam machen. Die Demonstration wurde nicht angemeldet. Einzig Bernmobil erfuhr die Route von der Demoleitung. Im Vorfeld der Demonstration gab es eine regelrechte Kampagne gegen die Demo. Vor allem von den Medien mit Falschmeldungen über „Gewaltaufrufe“. Trotz dieser Stimmung gegen die WEF-GegnerInnen, entschied sich die Demoleitung für die Durchführung der Demo. Einige Demos, egal ob antifa oder antika, wurden in den letzten Jahren toleriert, trotz Nicht-Anmeldung. Wie es üblich ist, ging ein Teil der Demo schon von der Reitschule los. Mit mehreren Transparenten, Fahnen und verschiedenen Parolen war die Demo laut, bunt und militant. Auch die KJ hatte ihr eigenes Transparent mit der Aufschrift „Gegen WEF und Transformation, für Proletariat und Revolution“ und konnte mit jungen aus den Kantonen Zürich Neuenburg, Bern und Freiburg eine starke Präsenz aufweisen. Die DemonstrantInnen konnten aber keine 200 Meter laufen, sch
on wurden sie beim Bollwerk von einem grossen Polizeiaufgebot eingekesselt. Die Demo blieb stehen. Durchsagen wurden gemacht. Reden wurden gehalten. Die Polizei versuchte mehrmals die Demo zu spalten indem sie DemonstrantInnen dazu aufforderte, sich gewaltfrei zu ergeben mit dem Versprechen, dass die Polizei sie nach einer Identitätskontrolle sofort wieder freilassen würden. Diese Spaltungsversuche funktionierten nur teilweise. Die Demoleitung schlug der Polizei einen Handel vor. Die Demo würde in die Reitschule zurückkehren und damit aufgelöst sein. Man war sogar bereit, alle Fronttransparente abzunehmen, bis auf eines. Die Spezialeinheit der Polizei „Mob Gren“ nutzte die Situation und marschierte in einer kompakten Formation und riss das Transparent aus den Händen der DemonstrantInnen. Es gab einige Kollateralschäden, da die Mob Gren mit Pfefferspray vorgingen. Dies sorgte für Empörung unter den DemonstrantInnen. Da die Polizei den Vorschlag der Demoleitung zurückwies und die Ausgangslage für die DemonstrantInnen aussichtslos war, schlug die Demoleitung vor, dass alle geschlossen sich der Polizei ergeben sollten. Es folgte eine ziemlich lange Phase der Kontrolle und darauffolgende Fahrt ins „Park and Ride“ des Neufeldes, wo leere Käfige für die DemonstrantInnen bereit standen. Die Käfige waren mit zwischen 20 und 30 Insassen gefüllt und nach Geschlechtern aufgeteilt. Die Demo war vielleicht erstickt, der Kampf der Gefangenen fing aber erst an. Die Gitter wurden fast kaputtgerüttelt, antikapitalistische und antifaschistische Parolen wurden gerufen, Lieder gesungen, kurz: die Polizei hatte nur wenige Momente R
uhe. Sie versuchte die, DemonstrantInnen mit Hunden einzuschüchtern. Die erwünschte Wirkung (gab es überhaupt eine?) blieb aus. Einige Zellen waren kämpferischer als andere. Die Polizei griff in diese brutal ein, einerseits indem sie Pfefferspray einsetzte, andererseits indem sie den Insassen die Hände wieder mit Handschellen festband. Insgesamt dauerte die „Personenkontrolle“ sieben bis acht Stunden. Die letzten KJ-Mitglieder wurden um Mitternacht entlassen. Alle versehen mit einer Fernhalteverfügung in einem bestimmten Teil Berns für etwa sechs Stunden. In den darauffolgenden Tagen hatte die Repression ein grosses Echo in den bürgerlichen Medien, grosse Zufriedenheit auf der Seite der Herrschenden. Die Partei der Arbeit des Kanton Berns verwies hingegen in ihrer Mitteilung auf ein „perfekt konzertierte[s] Zusammenspiel von Gemeinderat, Medien und Polizei“. Sie verurteilt „die Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäusserung und die erniedrigende Behandlung von Personen, die ausdrücklich nur zwecks Aufnahme der Personalien festgesetzt worden sind“.
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Dem ist nur wenig hinzuzufügen – etwa:
Trotz zweier Polizeikessel (dem um die Demonstration und dem um die Versammlung bei der Heiliggeistkirche) gab es eine Demonstration durch Bern.
Zwar mit nur einem Transparent und auch eher spontan denn geplant, aber immerhin: zwischen 60 und 150 Leute (die Angaben schwanken) demonstrierten durch Bern.
Trotz mehrerer Versuche der Polizei, der Demonstrierenden habhaft zu werden, konnten die vor den PolizistInnen immer wieder flüchten. Man löste sich auf, gruppierte sich neu, demonstrierte weiter.
Etwas über zwei Stunden, von ca. 15.oo Uhr bis 17.oo Uhr hielt diese Demonstration an.
Und das ist wichtig.
Wichtig ist es, weil es zeigt, dass trotz Aberhunderter PolizistInnen sich der Widerstand gegen den Kapitalismus im allgemeinen und das WEF im besonderen nicht unterdrücken lässt.
Wichtig ist das auch, weil natürlich die Existenz «unserer» Demonstration und der Versammlung an der Heiliggeistkirche die Polizeikräfte soweit ausgedünnt hat, dass es ihr nicht möglich war, die «Spontandemo» aufzuhalten.
Wie es sinngemäss im vorwärts steht: Der Widerstand gegen unmenschliche Verhältnisse lässt sich nicht völlig unterdrücken; er hört erst auf, wenn die Verhältnisse aufhören, unmenschlich zu sein.