Saudi-Arabien führt gegenwärtig einen gnadenlosen Krieg im Jemen. Tausende sterben aber auch durch die Krise im Gesundheitswesen und Millionen sind vom Hungertod bedroht.
Während über den Konflikt in Syrien ausgiebig international berichtet wird, bleibt die humanitäre Krise im Jemen von den Mainstream-Medien weiterhin unbeachtet. Seit März 2015, nachdem der damalige jemenitische Präsident Hadi von der Huthi-Bewegung gestürzt wurde, befindet sich das Land im Chaos. Auf den Putsch des von den USA und den Saudis installierten Präsidenten folgte der Angriffskrieg Saudi-Arabiens gegen den Jemen. Zweck für den Angreifer ist, die strategische Meeresstrasse Bab al-Mandab im Roten Meer, die essenziell ist für den Erdölhandel in der Region, unter Kontrolle zu behalten. Der Versuch der Saudis, ihren Einfluss auf die jemenitische Politik zu erhalten und ihre Hegemonie über die Handelsroute zu wahren, hat sich in einen Krieg verwandelt, der an Genozid grenzt: Mehr als 10 000 Menschen, mehrheitlich ZivilistInnen, wurden bisher getötet. Ferner wurde nachgewiesen, dass über ein Drittel der saudischen Bombenangriffe im südarabischen Land gegen zivile Einrichtungen ausgeführt wurde – gegen Schulen, Spitäler und landwirtschaftliche Anlagen.
Trotz dem Ausmass der Krise und den Menschen- und Völkerrechtsverletzungen seitens der Saudis ist ihr grosser Verbündete, die USA, die ansonsten gerne andere Länder verurteilt, schweigsam geblieben und hat die Augen davor verschlossen. Im Gegenteil sind die US-Streitkräfte im Jemen militärisch involviert und unterstützen die Zerstörung des südlichen Nachbarn Saudi-Arabiens. Neben Raketen- und Drohnenangriffen werden neuerdings auch Einsätze auf dem Boden durchgeführt. Anfang Februar hat eine US-Navy-Truppe ein angebliches Hauptquartier von al-Qaida überfallen und dabei, mit zusätzlichen Luftanschlägen, ein ganzes jemenitisches Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Tatsächlich handelte es sich beim «Hauptquartier» um das Zuhause einer Person, die von den USA als al-Qaida-Kollaborateur eingestuft worden ist; die Getöteten im Gebäude gehörten entsprechend mehrheitlich zur Familie der Person, darunter eine 8-jähriges Mädchen.
Saudische Seeblockade
Die USA unterstützen Saudi-Arabien bei ihren Kriegsverbrechen, indem Waffen im Wert von Millionen von Dollars dem Verbündeten verkauft werden. Auch die Schweiz macht sich mit ihren Kriegsmaterialexporten mitschuldig: Zwar gibt es ein Moratorium für leicht zu transportierende Waffen wie Gewehre, Munition und Handgranaten (das übrigens nicht für Privatpersonen gilt). Bewilligt wurde aber letztes Jahr die Ausfuhr von Schützenpanzern sowie von «Komponenten für Flugabwehrsysteme» und für Kampfjets im Umfang von 178 Millionen Franken.
Währenddessen droht dem Jemen eine humanitäre Katastrophe. Die Hilfsorganisation Save the Children berichtet, dass neben den 1000 Kindern, die direkt infolge der Kampfhandlungen getötet wurden, mindestens 10 000 aufgrund des Zusammenbruchs des Gesundheitssystems gestorben sind. Seit der saudischen Invasion wurden mehr als 270 Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder zerstört, oftmals vorsätzlich. Darüber hinaus haben mehr als die Hälfte aller 3500 Gesundheitseinrichtungen im Land dichtgemacht oder funktionieren kaum noch. Dadurch fehlt beinahe acht Millionen Kindern der Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Die Krise im Gesundheitswesen ist nur ein Teil der Not im täglichen Leben der Menschen im Jemen. Geschätzte 7 Millionen Menschen – ein Drittel der Bevölkerung – sind direkt vom Hungertod bedroht. 19 Millionen JemenitInnen sind unterernährt und auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Die Hungersnot wäre vermeidbar, da sie als direktes Resultat der saudischen Seeblockade der wichtigsten Häfen des Jemens hervorgeht. Trotz dem Drängen der Uno, die Blockade durch Saudi-Arabien zu beenden, plant die saudisch-geführte Kriegskoalition einen grösseren Angriff auf al-Hudaida, der wichtigsten Hafenstadt.