Der Begriff «Pink Tax» bezeichnet den Mehrpreis, der bei speziell für Frauen angebotenen Produkten und Dienstleistungen gegenüber gleichartigen Erzeugnissen für Männer verlangt wird. Das ist absurd und eine Diskriminierung der Frauen. Ein Feature zur Campax-Kampagne und zum Frauenstreiktag.
Tampons, Binden und Slipeinlagen zählen in der Schweiz nicht zu den lebensnotwendigen Gütern und werden demnach zum vollen Mehrwertsteuersatz von 7,7 Prozent besteuert. Ganz im Gegensatz zu Brot, Wasser, Schnittblumen, Katzenstreu, Kaviar oder Viagra, die mit einem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent besteuert sind. Echt jetzt? Ja, so steht es im Mehrwertsteuergesetz. Das ist eine Diskriminierung der Frauen und absurd. Genau deshalb fordert Campax, eine unabhängige Kampagnenorganisation, mit der Petition «Bloody Unfair» vom Schweizer Parlament, sich geschlossen hinter die Motion «Reduzierter Mehrwertsteuersatz für Damenhygieneartikel» von SP-Nationalrat Jacques-André Maire zu stellen.
Bei der Kampagne gegen die Tampon-Steuer geht es am Ende nicht nur um Tampons und Binden. Es geht auch um die Pink Tax, die den Mehrpreis bezeichnet, der bei speziell für Frauen angebotenen Produkten und Dienstleistungen gegenüber gleichartigen Erzeugnissen für Männer verlangt wird. Vor allem aber geht es um die beispielhafte Sichtbarmachung von alltäglicher Diskriminierung. Leider geht deren Nachweis nicht immer so leicht von der Hand wie in diesem Fall, wo er schwarz auf weiss im Mehrwertsteuergesetz steht.
Unsichtbare Diskriminierung
Im Alltag bleibt die diskriminierende Ungleichbehandlung der Frauen oft unsichtbar, unbemerkt, verborgen und versteckt. So fragen mich Bekannte noch heute erstaunt, ob ich mich denn den Männern gegenüber tatsächlich immer noch benachteiligt fühlen würde. Eine schlagkräftige Antwort in zwei Sätzen rutscht mir angesichts der persönlich-individuellen sowie gesellschaftspolitischen Komplexität auch heute nicht so einfach von der Zunge. Es geht um Familie, Arbeitsplatz, Freiwilligenarbeit, Gewalt, mentale Belastung, Lust, Politik … Und weil Frauen so
divers sind wie die Bevölkerung selber, ist es auch nicht offensichtlich, dass wir uns alle einig sind, wie Diskriminierung bekämpft, die Lohngleichheit erreicht und das Sozialversicherungssystem gerechter gestaltet werden soll. Ich glaube aber, dass wir uns den Weg ebnen können mit dem nahenden Frauenstreiktag. Dem Tag, der in seiner Vorbereitung Energien freisetzt, die ich seit langem nicht mehr gespürt habe. Ein Streiktag, der nicht im herkömmlichen Sinne von den Gewerkschaften angeführt wird, sondern von Frauen aus sehr unterschiedlichen Richtungen mit diversen Interessen. Es steht nicht eine Forderung im Vordergrund, sondern die Sichtbarmachung von Vielen. Die Adressatin ist nicht ein spezifischer Industriezweig, sondern die Gesellschaft, der Staat und die Wirtschaft allesamt. Denn es reicht nicht, sich auf das willkürlich Wichtigste zu konzentrieren, weil das Gleichstellungsdefizit weitläufig und hartnäckig in allen drei Bereichen verwurzelt ist. Als Campax fokussieren wir uns aktuell auf die Forderung «runter mit der Tampon-Steuer» und kämpfen damit mit allen anderen für das diverse Grosse.
Sichtbare Kampagne
Weil die Tampon-Steuer dank breiter Unterstützung viel mediale Aufmerksamkeit bekommen hat, sind zwei wichtige Hürden der Motion bereits geschafft: Nachdem sich der Bundesrat überraschend für die Motion ausgesprochen hatte, hat sie auch der Nationalrat unerwartet rasch angenommen. Nun fehlt noch das Stöckli. Bis zur nächsten Session sammeln wir Unterschriften, damit auch der Ständerat überzeugt ist, dass diese offensichtliche Diskriminierung keinen Platz hat im Schweizer Gesetz. Und die Frauen nicht 20% weniger verdienen, damit sie zusätzlich für ihre Binden und Tampons auch noch mehr zahlen, als sie müssten. Die Reduktion der Tampon-Steuer ist nur ein erster Schritt im Kampf gegen die Pink Tax.Vorwärts