Der «Prager Frühling» vor 50 Jahren, vom Januar bis zur Intervention des Warschauer Pakts im August 1968, wird von der antikommunistischen Propaganda gerne als Freiheitskampf für einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» verkauft, war aber klar ein konterrevolutionärer Kampf für Vollblutkapitalismus.
Der tschechische Ökonom Ota Šik (1919-2004), Befürworter des «dritten Wegs», gestand in einem Interview in den frühen 90er Jahren ein, dass das Ziel der sogenannten Reformen nicht die Erneuerung des Sozialismus und die Errichtung eines «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» gewesen war, sondern die Wiederherstellung des kapitalistischen Systems. «Der dritte Weg», stellte Šik schon 1990 in einem Interview fest, «war ein Manöver, das in die Irre führen sollte. Sogar damals war ich davon überzeugt, dass ein Vollblutkapitalismus die einzige Lösung war».
Sabotage und Zerstörung
Es sind Dokumente des CIA und des US-amerikanischen Aussenministeriums an die Öffentlichkeit gelangt, in denen eindeutig auf «operative Pläne» für die vollständige Destabilisierung der Tschechoslowakei hingewiesen wird. Diese Pläne umfassten unter anderem umfangreiche Sabotageakte, Zerstörungen, weitverbreitete antikommunistische Propaganda und die Organisation und Finanzierung konterrevolutionärer Elemente. Es ist bezeichnend, dass eine Woche vor der militärischen Unterstützung durch die Länder des Warschauer Paktes etwa zehn- bis zwölftausend Westdeutsche in Prag angekommen waren, während die tschechische Hauptstadt voller CIA-AgentInnen war.
In einer lokalen Zeitung in Kalifornien wurden Aussagen des Präsidenten der Organisation «Junge Amerikaner für die Freiheit» veröffentlicht, der gerade aus der Tschechoslowakei zurückgekehrt war, wo er Gruppen von StudentInnen gegen den Kommunismus und konterrevolutionäre «Stosstrupps» organisiert hatte.
Tausende Spione und Saboteure
Eine wichtige Rolle bei den imperialistischen konterrevolutionären Plänen gegen die Tschechoslowakei spielte die Bundesrepublik Deutschland, über deren Grenzen im Frühjahr 1968, unter TouristInnen gemischt, Tausende von AgentInnen, SpionInnen und SaboteurInnen in die Tschechoslowakei gelangten. Im April ’68 wurden fünf Visa-Zentren eröffnet, die an BürgerInnen der Bundesrepublik Deutschland um acht Dollar ein Visum verkauften. Jedes Zentrum erlaubte mehr als 7000 Autos pro Tag die Passage über die Grenze.
Waffen aus USA und BRD
Anfang August 1968 schloss sich der konterrevolutionäre Ring in der Tschechoslowakei immer enger. Es ist bezeichnend, dass in den Kellern von Regierungsgebäuden Waffen aus US-amerikanischer und westdeutscher Produktion gefunden wurde, während mit Hilfe von CIA und deutscher Nachrichtendienste Hochleistungs-Mobilfunkstationen antikommunistische Propaganda verbreiteten. Es war eine Frage von Tagen, dass die geschürten Turbulenzen vollständig der Kontrolle der Regierung entgleiten und zu einem konterrevolutionären Putsch würden.