sit. Mit einer spektakulären Aktion haben Mitte August Aktivist*innen den Zugverkehr zum und vom VW-Werk in Wolfsburg blockiert. Sie ketteten sich an den Geleisen fest. Die Staatsmacht fuhr mit einem Grossaufgebot auf.
«Seit heute, um 12.00 Uhr haben wir – eine unabhängige Kleingruppe – uns von einer Eisenbahnbrücke vor dem VW-Werk in Wolfsburg abgeseilt und blockieren so
die Auslieferung von mehr als hundert Neuwagen», schreiben die Aktivist*innen in ihrer Medienmitteilung am Dienstag, 13.August. Ein Zug wurde mit zwei Seilen blockiert, die von einer Brückenseite zur anderen reichten und durch den Zug gelegt wurden. Rund 30 Aktivist*innen ketteten sich am Zug selbst, an den Geleisen sowie an der Eisenbahnbrücke an. Somit wurde die einzige Zugverbindung zum VW-Werk lahmgelegt, über die Materialien ins Werk und fertige Neuwagen für den Verkauf aus dem Werk transportiert werden. Autozüge konnten dadurch mehr weder zum Werk gelangen noch ihn verlassen.
Damit nich genug: Sechs Klimaakti-vist*innen besetzen symbolisch auch die Eingangshalle des Autoparks des weltweit grössten Automobilkonzerns, so quasi das Disney Worlds für Autofreaks: Sie kletterten auf die Stahlkonstruktion in Form eines Globus, der dort von der Decke hängt, ketteten sich daran fest und kündeten an, für 24 Stunden dort zu bleiben, was sie dann auch taten.
Klimaneutrale E-Autos?
Unmissverständlich war auch die Botschaft der jungen Aktivist*innen, die mit ihrer spektakulären Vorgehen bundesweit für Schlagzeilen sorgten: «Mit unserer Aktion wollen wir das Betteln um mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich beenden. Die Seilschaften von Politik und Konzernen sind weder willens noch in der Lage, die nötigen Schritte zu einer Wende einzuleiten. Petitionen, Appelle und rein symbolische Aktionen reichen nicht!» Es sei daher notwendig, jetzt zu handeln und sich «weder auf Staatspolitik noch auf Kapitalinteressen zu verlassen».
Der Protest richtete sich auch gegen die «angeblichen klimaneutralen Elektroautos», dessen Herstellung aber noch rohstoffintensiver als bisherige Fahrzeuge ist. Und: «An der Produktion bereichern sich einige wenige, während andere vertrieben und ausgebeutet werden, die Umwelt zerstört und die Klimakatastrophe weiterhin angeheizt wird.» Der steigende Bedarf des für die Batterien benötigten Lithiums nutzen Grosskonzerne als gewinnbringendes Geschäft, für welches die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung «brutal und rücksichtslos» vernichtet wird. «Wir widmen unsere Aktion daher den Menschen, die sich in Bolivien, Argentinien und Chile gegen den zerstörerischen Leichtmetall-Abbau wehren», schreibt die Aktionsgruppe. Diese drei Länder verzeichnen die grössten Ressourcen an Lithium und der Abbau ist dort besonders intensiv und aggressiv.
Blockade dauerte Stunden
Die Reaktion der Staatsmacht liess nicht lange auf sich warten: Aufgefahren wurde ein Sonderkommando der Polizei, zwei Boote der Wasserschutzpolizei, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, die Feuerwehr mit zwei Booten, Notarzt und Rettungsdienst, ein Räumfahrzeug, sowie Polizist*innen aus Lüneburg, Salzwedel, Braunschweig und Hannover. Es fehlte nur noch die Armee. Trotzdem hatte die Polizei nach zwölf Stunden immer noch nicht alle Aktivistt*innen entkettet. Der Autozug gab schon früher auf und fuhr gegen kurz vor 21 Uhr wieder zurück ins Werk. Erst kurz vor Mitternacht waren die Schienen wieder frei.
Die Aktivist*innen wurden verhaftet und in engen Zweibettzellen gesteckt. Ihnen steht ein Prozess mit wohl mehreren Anklagepunkte bevor. Unsere Solidarität haben sie!