Über das Osterwochenende fand in Neuchâtel die Form’action statt, ein Bildungswochenende der Jeunes POP / Kommunistischen Jugend Schweiz. Es gab dabei ein grosses Angebot an Workshops, wobei ich einen Kurs über Marxismus und Ökologie besucht habe. Thema war der Grundwiderspruch der kapitalistischen Ausbeutung von Mensch und Natur . Aus der Umweltbewegung und Tierbefreiungsszene kommend war das Erkennen dieses Widerspruchs auch ein zentraler Antrieb für meinen Beitritt in die Kommunistischen Jugend und die Partei der Arbeit. Besonders interessant war für mich die Kritik verschiedener Scheinlösungen für diesen Widerspruch innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise. Eine solche weitverbreitete Lösung ist die Idee, wir könnten durch unseren Konsum entscheidend auf die Produktion Einfluss nehmen. Die liberale vegane Bewegung zeigt dabei sehr anschaulich, dass dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt ist. So gibt es zwar einen grossen Anstieg im Konsum veganer Produkte, gleichzeitig nimmt aber auch die Fleischproduktion zu. Zum Beispiel hat Coop den Anteil veganer Produkte insbesondere durch die Karma-Linie erhöht, wobei der Tochtergesellschaft Bell ein Grossteil der Schweizerischen Schlachtbetriebe gehört. Während sich die kapitalistischen Fleischbosse also die Hände reiben, geniessen zum Beispiel TierrechtlerInnen, teils durchaus zu Recht, den Ruf, durch ihre grösstenteils auf das Konsumverhalten gerichtete Politik, sich von ihren Mitmenschen zu entfremden. Die gemeinsame Kritik an der ausbeuterischen Produktionsweise innerhalb des Kapitalismus, welche die Basis für einen kollektiven Kampf gegen die Herrschaft des Kapitals bildet, bleibt dabei auf der Strecke.
So ist es für mich sehr frustrierend zu hören, das einzig Konstruktive, was die vegane Bewegung zur politischen Diskussion beizutragen habe, sei, dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren müssen. Da alles, was Wert besitzt, in der Natur oder durch Arbeit entsteht, basiert auch die auf den Profit ausgerichtete Wirtschaftsform des Kapitalismus auf der gleichzeitigen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und der Natur. Als Marxistin ist es meine Aufgabe, diese herrschenden Verhältnisse in ihrer Gänze zu kritisieren. Erst eine Gesellschaft, in welcher eine geplante Wirtschaft auf die Bedürfnisse von Mensch und Natur ausgerichtet ist, wird eine befreite Gesellschaft sein. In diesem Zusammenhang hat die Tierbefreiungsbewegung genauso wie der Feminismus ein radikales Potential die herrschenden Verhältnisse umzuwälzen. Um von diesem revolutionären Potential Gebrauch zu machen, bedarf es jedoch einer konsequenten Kritik des sich in diesen Szenen ausbreitenden Liberalismus sowie eine ehrliche Selbstkritik innerhalb der kommunistischen Bewegung.
Salomé, KJ Zürich